In Mazedonien ist das erlaubt, was ausdrücklich verboten ist.
Da
die derzeitige Klimaerwärmung,
uns in den letzten
Jahren den Schnee geklaut hat und es hier in Mazedonien aber sehr
hohe Berge gibt, geht es am Wochenende Ski fahren. Außerdem ist mein
Vater geschäftlich in Skopje und so gehen wir zusammen.
Freitag Abend ist
der Aufbruch angesetzt, nachdem ich erst die Wohnung geputzt und
schlussendlich auch noch gepackt habe. Na ja Sachen aus den Schränken
reißen und in den Koffer pfeffern trifft es wohl eher. Die Fahrt
verläuft ruhig, nur ab und zu müssen wir ein bisschen Geld zusammen
kratzten um die Straßen-Maut(oder wie auch immer das heißt...) zu
bezahlen. Das macht sich bei den derzeitigen Lichtverhältnissen
nicht besonders gut und so bin ich ziemlich erleichtert, dass meine
Rechenkünste zumindest bei den Grundlagen noch nicht versagen. Erst
als es dann in Serpentinen immer höher und höher geht, der Regen in
Schnee wechselt und sich eine gewaltige Nebelwand vor unsere Scheibe
schiebt wird das Fahren in der Dunkelheit (es ist mittlerweile
bestimmt schon halb 10) zu einer spannenden Angelegenheit. Obwohl mir
Papa immer wieder erzählt, dass rechts von uns ein See liegt, oder
dass gleich ein Schutzwall zu sehen sein müsste, ist es mir leider
nicht möglich diese dank der beschriebenen Sichtverhältnisse zu
identifizieren.
Irgendwann befinden
wir uns dann vor einer Kreuzung, bei der wir uns aus dem Bauchgefühl
heraus für Rechts entscheiden, doch die Straße wird länger und
länger. Als wir dann soweit sind, dass jeder andere längst schon
umgedreht wäre, steht da am Rand ein winziges Schild, auf welchem
endlich unser Hotel ausgeschildert wird. Gott sei dank, Umdrehen geht
nämlich nicht.
Strahlend und mit
winterlicher Dekoration geschmückt, erleuchtet unser Hotel die
Dunkelheit und nachdem alle Koffer in unserem Zimmer gelandet sind
geht es wieder hinunter in den Café/Bar Bereich. Denn Hunger haben
wir beide und die Küche ist Gott sei Dank noch bereit uns ein Paar
Sandwichs zu machen, damit wir bis morgen zum Frühstück überleben.
Dies kommt dann
glücklicherweise noch rechtzeitig genug und dann geht es auch schon
zum Skihang. Das Wetter sieht leider nicht besonders
vertrauenerweckend aus und auch heute schleicht immer noch eine Menge
Nebel durch die Gegend, der die Sicht auf bestimmten Ebenen nahezu
unmöglich macht. Das erste schlechte Vorzeichen zeigt sich auch
schon direkt bei unserer Ankunft: der fast leere Parkplatz und da ein
Übel nie alleine auftritt, zeigt sich auch gleich das zweite
schlechte Omen. Die nicht vorhandenen Menschenmassen. Oder eher, die
vielen abziehenden Menschen, die sich alle etwas deprimiert vom Acker
machen. Wir wollen uns natürlich aber selbst ein Bild malen und
stiefeln gegen den Strom. Am Lift gabelt Papa dann einen Skifahrer
auf, der offensichtlich gerade wieder unten ist und fragt ihn nach
der Skimöglichkeit. Dieser scheint definitiv sauer auf das Wetter zu
sein, denn er erklärt schimpfend, dass man keinen Meter weit sehen
könnte und der Wind mit den Schneeflocken mindestens -15 Grad kalt
sei. Natürlich nur gefühlte -15 Grad, aber doof ist es trotzdem.
Alles in allem rät er uns also ganz offensichtlich von einer
Skifahrt ab.
Damit müssen wir
uns jetzt wohl etwas anderes einfallen lassen. Zuerst spazieren wir
zu der Kirche die nicht im Wasser steht, es aber eigentlich sollte.
Besagte Kirche steht nämlich eigentlich auf dem Boden des Sees, der
sich hier befindet, aber dadurch, dass der See immer weniger Wasser
hat, steht die Kirche nun wieder im Trockenen. Einsturzgefährdet
sieht sie trotzdem noch aus…
Mir wurde auch
versichert, dass sie im Sommer definitiv eher eine Unterwasserkirche
ist.
Danach fahren wir zu
einen kleinen Mini-Dorf, welches sich irgendwo weit oben in den
Bergen befinden soll. Wieder geht es Serpentinen hinauf und wieder
wird es immer und immer nebliger, bis wir fast nichts mehr sehen
können. Irgendwann stehen wir dann weit oben auf einer Lichtung, die
Weiterfahrt haben wir schon lange aufgegeben, wir brauchten nur noch
einen geeigneten Platz zum Wenden. Während Papa genau dies tut,
stapfe ich durch den knietiefen Schnee um ein paar Fotos zu machen
und weil es einfach cool ist mal wieder soviel Schnee zu haben. Kalt
und Nass ist es nicht, da ich ja immer noch meine Skisachen an habe.
Völlig begeistert
von so viel Weiß renne ich von Pflanze zu Pflanze um einen Haufen
Bilder zu machen. Dass das Rennen dabei mehr wie eine Art
Flamingogang (immer ein Bein ganz weit hoch, damit man es auch wieder
aus dem Schnee, über den Schnee bekommt) aussieht, ist mir momentan
ziemlich egal. Hier ist eh keiner...
Auf der Fahrt zurück
zum Hotel sehen wir den See einmal von der anderen Seite und später
gehen wir auch noch an diesem Wandern. Der Wind kommt dabei direkt
von vor und pustet mir immer wieder Schneeflocken ins Gesicht,
außerdem müssen wir noch aufpassen, dass wir nicht zufällig noch
in zugefrorene Teile des Sees spazieren, denn durch den Schnee sind
einige davon nicht zu erkennen. Zum Einbrechen oder um wirklich
Schaden anzurichten, ist es zwar viel zu flach, aber so toll wäre es
auch nicht plötzlich im Wasser zu stehen. Irgendwann klettern wir
dann einen Steinhang zur Straße hinauf, klettern über die
Straßen-Bande (mir fällt leider auch hier der richtige Begriff
nicht ein...) und besuchen noch ein kleines Dörfchen, welches ganz
in der Nähe liegt und vor allem, welches sich direkt auf dem Weg zum
Hotel befindet.
Nach einem kurzen
Nachmittagsschläfchen geht es dann hinunter zu den Tischtennisplatte
und dem Fußballkicker. Da es erst später Essen gibt und die Platten
belegt sind, spielen wir eben Tischfußball und obwohl ich definitiv
weiß, dass ich eine absolute Niete darin bin, gewinne ich jede Runde
gegen Papa. (Ehrlich gesagt, hat er aber auch genug Eigentore
geschossen… ;P )
Danach spielen wir
noch ein bisschen Tischtennis, dabei besiegt mich leider Papa jede
Runde und schließlich ist es spät genug um essen zu gehen. Heute
gibt es ein Buffet, mit Suppen, Reis, Nudeln, Fleisch und und und…
Auch an Dessert wir
nicht gespart und so stehen mehrere Kuchensorten für kleine
Naschkatzen bereit. Um all diese Kalorien auch wieder los zu werden
gehen wir danach noch schwimmen und in die Sauna. Als wir nach der
Sauna nach draußen wollen um zum Schnee zu gelangen, schauen uns die
Angestellten ziemlich blöd an und weisen uns schlussendlich auch
noch darauf hin, dass es doch aber kalt wäre. Gut erkannt Sherlock!
Der Abend klingt
dann bei einer Kanne Mango-Ingwer (^.^) Tee aus, obwohl es
mittlerweile auch schon nach Mitternacht ist.
Um allerdings an
diese heran zu kommen müssen wir erst mal wieder in den
Servicebereich hinunter. Dummerweise bin ich schon im Schlafanzug und
habe immer noch nasse und zerzauste Haare vom Schwimmen… Kurz wird
das Outfit noch etwas aufgepeppt und dann geht es auch schon los. Die
amüsierten und irritierten Blicke ignoriere ich gekonnt, stehe ich
doch in knallgelbem und viel zu großem Herren T-shirt (wie gesagt
Schlafanzug!), mit verwüsteten Haaren an einem Tisch und beschäftige
mich mit einem Goldfisch. Zumindest habe ich etwas Farbe in den Raum
gebracht!
Der nächste Tag
läuft ähnlich ab, nach dem Frühstück geht es ans Anziehen und
auch diesmal fahren wir mit der Skifahr-Hoffnung zum Hang. Diesmal
scheint es das Wetter auch besser mit uns zu meinen und doch stimmen
einige Faktoren nicht, sodass wir uns dagegen entscheiden. Trotzdem
fahren wir mit dem Lift, so wie viele andere auch, nur eben ohne
Skier. Oben angekommen gibt es erst mal einen Tee bzw. eine heiße
Schokolade, denn gerade kommt hier ein halber Schneesturm auf. Trotz
allem machen wir uns zu Fuß auf den Rückweg und geben uns (nach
einer Bauchrutschpartie von Papas Seite) große Mühe nicht von den
paar Skifahrern überfahren zu werden. Schließlich kommen wir an
einen recht steilen Hang, den kaum einer benutzt und nachdem ich mich
zum wiederholten mal hingelegt habe, rutsche ich das dummer Ding
einfach im Sitzen herunter. Das funktioniert sogar so gut, dass ich
auch noch lenken kann und nicht ins Gebüsch rausche. Dabei komme ich
an zwei verzweifelten Skifahrern vorbei, die keine Ahnung haben, was
genau sie da eigentlich tun. Während es der Eine wenigstens noch
mehr oder weniger versucht, hat der Andere die Flinte schon ins Korn
geworfen und fällt den Hang jetzt mehr runter als dass er läuft.
Das Ganze sieht aber auch zu lustig aus, wie er beleidigt immer
wieder aufsteht, nur um sich kurz darauf wieder ganz elegant auf
die... äh...Nase zu legen. Dabei könnte er es doch einfach wie ich
machen? Wieder unten angekommen(Papa konnte auf seiner Hose leider
nicht so gut rutschen wie ich auf meiner) gehen Papa und ich noch ein
bisschen in einer ruhigeren Ecke spazieren.
Neben uns schlängelt
sich ein Flüsschen den Weg entlang und kreuzt diesen zu unserer
Belustigung auch ein paar mal. Dann heißt es Augen zu und SPRING!
Glücklicherweise landen wir nie im Wasser und können dann
unbeschwert weiter gehen.
Schließlich kommen
wir zu einer Kreuzung, an der wir entscheiden, dass wir weit genug
gegangen sind und während Papa noch ein paar Meter einer Richtung
erkunden will, hüpfe ich wieder über den Fluss und klettere ein
paar Felsen hinauf, sodass ich einen guten Blick auf den Weg habe.
Taktische Vorbereitung wird es allerdings erst, als ich anfange mir
eine beachtliche Anzahl an Schneebällen vorzufertigen, damit ich
genug Munition für den Angriff habe. Bis dahin funktioniert der Plan
hervorragen, scheitern tut er erst an meiner eigenen Unfähigkeit zu
zielen. Die Bälle gehen alle präzise daneben und so hat Papa
natürlich alle Zeit der Welt selber welche zu formen und nach mir zu
schmeißen. (Wo ich nur immer meine guten Sportnoten beim Werfen
herhatte??) Gott sei Dank habe ich so eine strategische
Vorteilposition, durch diese gehen auch seine Schneebälle
größtenteils daneben. Schlussendlich beschmeißen wir uns nur noch
hektisch mit Schnee, der eigentlich nicht trifft und irgendwann wird
mein Arm ganz müde vom werfen. Also geben wir beide auf, einigen uns
stillschweigend auf Unentschieden und spazieren den ganzen Weg
zurück.
Wieder im Hotel geht
es diesmal direkt zur Tischtennisplatte und wieder verliere ich Satz
für Satz. Doch auch am Tischkicker beweist sich Papa heute als
talentiert und so kann ich nicht mehr jede Partie für mich
entscheiden, wir halten aber ein gesundes Gleichgewicht. Trotzdem
haben wir herausgefunden, dass das rote Team um einiges
untalentierter ist, als das blaue.
Zum Abendbrot gibt
es heute Fisch à la carté und zum Dessert noch einen Schokokuchen
mit heißer Schokolade gefüllt und dazu eine Kugel Eis.
Das wir danach
wieder schwimmen gehen müssen ist offensichtlich, aber zu erst muss
ich diese dämlichen Gräten aus meinem Essen bekommen. Sie weigern
sich aber standhaft, dummerweise erfolgreich... und verstecken sich
so gut sie können. Dadurch zieht sich das Essen etwas, denn
irgendwie ähnelt es eher einer ausgewachsenen Ostereiersuche,
misstrauisch wird jedes Stück gründlich unter die Lupe genommen und
durchsucht.
Da gestaltet sich
der Kuchen im Nachhinein um einiges leichter, was auch gut ist, denn
noch mehr Komplikationen mit meinem Essen, welches sich weigert sich
essen zu lassen, hätte ich vermutlich nicht ertragen.
Schließlich geht es
ab zum Schwimmbecken und in die Sauna. Immer im Wechsel, bis
geschlossen wird. Danach gibt es wieder Tee und etwas Ruhe, denn
morgen geht es wieder zurück in den Alltag und ich muss auch gleich
wieder arbeiten.
Etwas unmotiviert
sitzen wir also Montag Morgen vor unserem Frühstück und das Wetter
spielt sogar mit. Es zieht zu, alles wird neblig und grau, wie die
Stimmung.
Doch wie heißt es
so schön, erst muss etwas enden, damit etwas Neues beginnen kann.
LunaRabe
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