Frei ist Definitionssache.

Bonjour, (ich weiß falsche Sprache)

heute ist Sonntag, doch das interessiert hier keinen. Es geht alles seinen gewohnten Gang und hätte ich kein Handy, das mir sagt, dass heute unwiderruflich Sonntag ist, dann würde ich wohl daran zweifeln. Des weiteren ist heute unser freier Tag, doch wie die Überschrift schon sagt, bedeutet frei haben hier für jeden was anderes. Meine Mitfreiwilligen sind ja gestern auf die grandiose Idee gekommen wandern zu gehen. Ok, zugegeben auch ich wollte mit wandern, nur war der Enthusiasmus auf meiner Seite deutlich geringer.
Da wir dann doch später starten als eigentlich geplant, geraten wir in die wundervolle Mittagshitze von stolzen 37°C, gefühlt waren es sogar noch mehr. Der Wanderweg ist schnell gefunden und sieht anfangs auch noch ganz harmlos aus. Zwischen vereinzelten Häusern und ganz viel Grün trotten wir auf einer asphaltierten Straße ein wenig aufwärts. Dann endet das Dorf und der Weg schlängelt sich im Zick Zack steil den Berg hinauf. Ab hier wird es lustig, denn bei den Temperaturen und einem Anstiegswinkel von ungefähr 45°, vielleicht auch mehr, ist das Ganze alles andere als ein Spaziergang. Höher und Höher geht es fast 1 1/2 Stunden lang immer das Gleiche.
Gut, dass wir sehr viel Wasser dabei haben und immer mal wieder eine Pause machen können. Das einzige, das fehlt sind Bänke und ab und zu etwas Schatten.
Dann endlich kommen wir in einem kleinen Dorf an und hier gibt es eine kleine, aber eiskalte Wasserquelle, genau das Richtige um sich etwas abzukühlen. Nach kurzer Überlegung setzten wir unseren Wandertripp fort, diesmal aber ohne Asphalt und dafür mit Staub und Steinen. Ganz, ganz viel Staub und Steinen. Schon nach ein paar Minuten sind meine sonst schwarzen Schuhe hellbraun gefärbt und auch an meinem T-Shirt finden sich ähnlich farbige Flecken. Wie auch immer die da hoch gekommen sind.
Der Weg wird tatsächlich noch steiler und jetzt, auf lockerem Untergrund, auch anstrengender. Da um uns herum nur Bäume und hohe Sträucher sind können wir leider auch kaum in das Tal schauen und die Aussicht genießen. Nebenbei werden wir von allerlei Getier umflattert, von Fliegen über Bremsen bis hin zu Schmetterlingen. Und natürlich hobst uns alle zwei Minuten ein Grashüpfer über den Weg.
Als wir dann blöderweise auf eine Weggabelung treffen (die war definitiv nicht eingeplant und die Richtungswahl hat auch so ihre Zeit gedauert) entscheiden wir uns für den noch steileren Trampelpfad, der ein bisschen so aussieht, als wäre der letzte Mensch dort im Mittelalter lang gelaufen(Vielleicht auch etwas später).
Ihr müsst euch das ungefähr so vorstellen: links und rechts ist der Boden etwas erhoben, während in der Mitte eine tiefe Furche verläuft. Ein Slalomlauf um die umgebenden Pflanzen war also unvermeidlich und wir müssen dabei ziemlich lustig ausgesehen haben.
Das eigentliche Ziel war es die Baumgrenze zu erreichen. Da wir aber weder wussten welcher Weg uns dorthin führt, noch wo uns der Weg auf dem wir waren hinbringen würde, mussten wir sozusagen "vorzeitig" abbrechen. Traurig und mit schweren Herzen ging es jetzt also nach mehreren Stunden Aufstieg den Berg wieder hinab.
Der Abstieg war, Gott sei dank, um einiges kürzer, aber mindesten genau so anstrengend. Durch die extreme Bodenneigung hatte man schnell Schmerzen in Knien, Schienenbeinen und Füßen. Als wir dann in dem kleinen Bergdorf wieder an unserer Quelle waren, hieß es erst mal Ruhepause. Komischerweise hört nach ungefähr 3 Minuten das Wasser auf zu fließen... hoffentlich haben wir nichts kaputt gemacht?
Also schnell weiter bevor irgendwer was merkt und ab weiter nach unten. Tatsächlich war der Abstieg nicht wirklich ereignisreich, es wurde über Sport und den Drogengebrauch in unterschiedlichen Sportarten gesprochen und über noch so viele andere Themen wie Hochzeit in unterschiedlichen Kulturen und Religionen.
Im Haus angekommen, wurden als erstes die Schuhe von den Füßen gerissen und Literweise kalte Apfelsaft mit kaltem Wasser getrunken. Unser mitgenommenes Wasser hatte sich während der Wanderung nämlich wundervoll aufgeheizt und war schon fast am kochen. Nicht wirklich genießbar also.
Nach dem Mittagessen bestehend aus Brot und Cornflakes, dem Marmeladensirup und ziemlich suspektem Feta kam.....der Mittagsschlaf! Ruhe war dann bis ungefähr um 19 Uhr, denn wir brauchen unbedingt eine Einkaufsliste und dann die Einkäufe. Also wurde alles durchsucht, dokumentiert und schlussendlich auf einem Zettel notiert was eben noch fehlt.  Neben mehreren Schälern, Messern und einem Kochlöffel aus dem 15. Jahrhundert haben wir auch eine Art Bunsenbrenner, der gefährlich explosiv aussieht. Lieber nicht anfassen!
Der Einkauf gestaltet sich als ziemlich lustig, denn wir rennen ein bisschen wie kopflose Hühner durch den Laden und versuchen alles zusammen zu suchen, was auf unserer Liste steht. Zwischen  "Hast du das schon?" und "Wir brauchen noch..." ist kaum Platz noch auf die anderen Kunden zu achten, die uns äußerst skeptisch beobachten.
Schlussendlich verlassen wir den Laden mit mehreren Kilo Reis und Kartoffeln, einem zweiten Versuch ein Glas Marmelade zu ergattern ( ob es wirklich Marmelade war erfahrt ihr morgen, denn wir wissen es auch noch nicht) und diversen anderen Sachen.
Längere Überlegungen gab es tatsächlich nur bei Käse der komischerweise extrem teuer war. Erst nach Noahs Kommentar "Von der Käsesorte gibt es nur noch wenig, die Einwohner müssen ihn also gut finden" haben wir uns für eben jenen Käse entschieden. Vielleicht war er aber auch fast alle, weil er nur die Hälfte gekostet hat...Wer weiß.
Auf unserer Einkaufstur treffen wir dann lustigerweise noch fast das ganze CED Team und in Anbetracht dessen, wie viele Leute wir hier erst kennen, sehen wir ziemlich viele bekannte Gesichter bei unserem Einkauf abends halb Neun.
Morgen haben wir unseren ersten richtigen Sprachstunden! Dann geht es los und wir müssen versuchen die vielen albanischen Wörter zu behalten, von denen man meinen könnte irgendwer hätte sich hingesetzt, die Augen zugehalten und dann willkürlich auf Buchstaben gezeigt. Aussprechbar ist der Kram nämlich nicht....
Hoffentlich schaff ich das !

 Der erste Blick auf Tearce.
Der noch garnicht soo schlimme Teil mit Asphalt.
 Trinkpause!
 Überall Pflanzen.
 Und ein bisschen höher sind wir schon.

Der zweite Teil des Weges, nur diesmal ohne Asphalt.
Noch mehr Pflanzen...
 Und ein großer, alter Baum.
 Vorsicht stachlig. Eine Kugeldistel.
 Der letzte Teil des Weges.
Es gibt hier tausende Esskastanien. Doof nur, dass ich die nicht mag.
 Schöne Berge.
 Die Kühlstation.
 Wir machen Pause.
Das ist unser improvisierter Stöpsel für das Waschbecken. Ein Mini-Nutellaglas.
 Die war mal grau...
 Unser Großeinkauf.
 Bisschen größer als bei uns, oder?

LunaRabe

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