It's Partytime!
Sreќen
Božiќ und Sreќna
nova godina!
Für
alle die das kyrillische Alphabet nicht aus dem FF beherrschen (so
wie mein Laptop ganz offensichtlich…die Liste der Sonderzeichen ist
verdammt nochmal lang!) hab ich es extra mit unseren Buchstaben
geschrieben. Wer es jetzt noch immer nicht versteht, für den folgt
jetzt auch noch eine Übersetzung: Fröhliche Weihnachten und ein
frohes, neues Jahr!
Ich
weiß, ich weiß es kommt etwas unpünktlich, aber es heißt ja
besser spät als nie. Die
Tage werden schon wieder wärmer, was nicht heißt, dass wir nicht
immer noch unter dem Gefrierpunkt liegen, aber gut. Ich erfriere
zumindest nicht mehr, wenn ich nur die Nase aus der Haustür stecke
und das ist das Wichtigste.
Meine
Schülerchen haben jetzt auch noch Ferien, damit bin ich zur Zeit
mehr an den Schreibtisch gefesselt, da ich ja nichts anderes zu tun
habe…. und erledige Schreibarbeit, die angefallen ist, da ich nicht
wirklich Lust darauf hatte….
Protokolle,
Berichte und Kostenabrechnungen, ...Spannung sieht definitiv anders
aus.
Aber
ich kann es niemandem verübeln, denn welcher Schüler ist nicht
happy über Ferien? Dafür lebt man ja eigentlich und ohne wäre
überleben so ziemlich unmöglich.
Außerdem
haben die Mazedonier nur zwei Mal im Jahr richtig Ferien, zu
Silvester/ Weihnachten und dann noch einmal im Sommer. Der
Unterschied zu unseren Sommerferien ist einfach nur, dass ihre 3
Monate lang sind.
Zur
Feier des letzten Schultages für das Jahr 2017 machen die Schüler
der Schule in Shutka richtig Party, eine eigenen Schulband (die
wirklich, wirklich talentiert ist!) haben sie ja schon für die
Musik. Den Rest erledigen die Schüler selbst, als sie plötzlich
anfangen zu tanzen und sogar ein paar Tische entführen und auch auf
die herauf klettern. Und im Gegensatz zu unseren Lehrern machen diese
dort keinen Stress, nein sie machen mit!
Bald
ist die Schülerband mehr eine Lehrerband und keiner kann mehr still
stehen, selbst mir juckt es in den Beinen und als ich dann
zum hundertsten Mal
aufgefordert werde, kann ich nicht mehr nein sagen. Kein Plan von den
Schritten und zu sehr damit beschäftigt meinen Nachbarn auf die Füße
zu starren, kommt das Rhythmusgefühl etwas kurz und vermutlich
behindere ich dadurch die Hälfte aller Tanzenden beim tanzen...aber
Spaß macht es trotzdem. Dieses Mal bin ich auch nicht komplett
unpassend gekleidet, wie bei der albanischen Hochzeit, Gott sei Dank!
Da
Weihnachten erst am 06. Januar ist, bekommt man von der typischen
„Weihnachtsstimmung“ nicht all zu viel mit und auch die bisherige
Dekoration ist etwas gewöhnungsbedürftig. Statt der allgemeinen
rot-grün Kombination und der stimmungsvollen, dunkelgelben Lampen
und Sternchen, ist man hier eher für reines weiß und kalte
Blautöne. Natürlich lässt sich gelb bei Lichtern kaum vermeiden
und so strahlt auch hier und da bei einer Deko mal etwas davon
dazwischen.
Da
zur Zeit Ferien bei den studierenden sind und einige Universitäten
nur Aufsätze zum schreiben aufgegeben habe, ist Steffi (die Tochter
von der Leiterin meiner Organisation und auch im Friedenskreis) mal
wieder in Mazedonien, sogar in Skopje und stellt mich ihren Freunden
vor. Anscheinend kann man hier neben in ein Café gehen, auch Billard
spielen. Offen zugegeben hab ich das noch nie getan und damit auch
berechtigterweise ein klein wenig Angst davor. Denn die Jungs mit
denen wir unterwegs sind, sind ziemliche Profis und neben denen sehe
ich nur wie ein blutiger Anfänger, sondern zusätzlich auch noch
absolut untalentiert aus. Leider kann man aber nicht alles perfekt
können und ich kann ganz offensichtlich kein Billard…
Glücklicherweise
ist die Gesellschaft um so besser, denn obwohl sie ab und zu ins
Mazedonische abrutschen, können sie alle ziemlich gut englisch und
ich fühle mich wohl...ach und durchgeknallt sind sie auch noch.
Eigentlich behindern sie sich die ganze Zeit gegenseitig beim
Spielen, streiten sich wie Kleinkinder oder versuchen die blödesten
Arten wie man einen Queue (Stock beim Billard) halten und dann
erfolgreich die Kugel verfehlen kann. Damit falle ich gar nicht soooo
sehr auf.
Zu
Silvester fällt mir dann aber etwas auf, der Weihnachtsmann!
Der
Mann, welcher hier Dedo Mraz genannt wird hat sich meiner Meinung
nach entweder verspätet oder ist etwas zu früh dran, denn unser
Weihnachten ist ja schon vorbei und das mazedonisch sollte erst
kommen. Aber dann erklärt man mir, dass es hier die Geschenke zu
Silvester gibt und nicht zu Weihnachten, denn Silvester ist
anscheinend wichtiger und wird größer gefeiert. Also kommt auch der
Weihnachtsmann zum Neujahr,
na meinetwegen. Und ich bin auch noch mit ihm unterwegs, denn Dragi
(der Chef von Megjashi) und seine Frau gehen jedes Jahr am 31.12
gegen 20 Uhr Geschenke an arme Kinder verteilen und dieses Jahr bin
ich dabei!
Mit
Auto und Dragi vollständig verkleidet am Steuer (was natürlich
nicht unbemerkt bleibt, denn mehrfach lachen die Passanten und winken
uns zu) geht es zu mehreren Familien, von denen wir schon sehnsüchtig
erwartet werden. Ich treffe Leute, die Deutsch können, keinen Strom
und ein Einsturz gefährdetes Haus haben und auch die Haustiere.
Jeder ist anders und feiert Silvester auf die eigenen Art, doch alle
Kinder reißen natürlich sofort die Geschenke auf und wollen
unbedingt wissen, was sich darin befindet. Nur ein einziges nicht.
Ein kleiner Junge, der auf der Couch liegt, Gesicht in den Kissen
vergraben und unter einer Decke versteckt. Er lässt sich durch
absolut nichts und niemanden dazu überreden einmal aufzublicken,
oder uns überhaupt seine Beachtung zu schenken. Sein einziger
Kommentar zu allem ist, „Das interessiert mich nicht!“.
Damit
ist er aber auch die Lachnummer des Abends und ich würde zu gerne
wissen, wie er am nächsten Morgen aus der Wäsche guckt, wenn ihm
erzählt wird wie unhöflich er zum Weihnachtsmann (oder doch eher
Silvestermann?) gewesen ist. Ob man dafür schon auf die schwarze
Liste kommt?
Na
ja irgendwann sind alle Familien abgeklappert und nachdem wir auch
noch bestohlen wurden, wird es langsam zeit zurück zu fahren. Wieder
daheim wird auch Philip noch vom Weihnachtsmann beschenkt und während
dieser und seine Frau wieder gehen, bleibe ich bei meinen Vermietern
und ihrer Familie und wir schauen eine mazedonische Musikshow
zusammen, die offensichtlich jeder gerade schaut.
Denn
als ich mit einem neuen Bekannten schreibe schickt er mir ein Bild,
auf welchen der Fernseher seiner Familie zu sehen ist und siehe
da...auch sie haben diese Show eingeschalten. Ab und zu wird bei uns
aber auch mal das Radio zur Arbeit gezwungen, wenn gerade ein coller
Song kommt. Vor allem als sie Lieder von ABBA spielen (die ich ALLE
auswendig kann, dank meiner liebsten Freunde :) geht die Party erst
richtig los. Jeder versucht sich am Mitsingen des Textes, vollkommen
egal ob man Ahnung hat oder nicht und dann wird getanzt! Oder wie
auch immer man das Herumgehüpfe und Herumgezapple sonst nennen
möchte…
Irgendwann
ist es dann aber Mitternacht und wir stürmen alle nach draußen, da
auch alle möglichen Nachbarn von Jedermann auf die selbe Idee
gekommen sind, hört man es überall flüstern und reden. Es ist
nicht so als würde ich ein riesiges Feuerwerk erwarten, aber ein
klein wenig bin ich doch enttäuscht. Die paar Funken die herum
springen sind nicht sonderlich beeindruckend, aber die Wunderkerzen
die mir in die Hände gedrückt werden, stimmen mich wieder ein
bisschen friedlicher. Einen Nachbarn scheinen wir aber dann doch zu
haben, der wenigstens ein paar Raketen gekauft hat und diese auch,
zur Freude aller, steigen lässt. Die Mazedonier scheinen mehr für
die hässlich, lauten Knaller zu sein, die nicht einmal schön
aussehen. Der Großteil meiner Aufgabe besteht jedoch vor allem
darin, die arme Ruby zu beruhigen, die den ganzen Lärm nämlich so
gar nicht leiden kann und mit dem ängstlichen Fiepsen nicht mehr
aufhören will. Wer kann es ihr aber verdenken, wenn es selbst für
mich (einen Menschen, mal so nebenbei bemerkt) schon zu laut ist und
ein Hund ja bekanntlich besser hören kann. Um einiges besser! Denn
während ein Mensch nur Geräusche von 20-20.000 Schwingungen pro
Sekunde (Hz) wahrnehmen kann fällt der Wert beim Hund mit 15-50.000
deutlich höher aus. So nun habt ihr auch etwas für eure Biologie
Bildung getan…
Auch
ich tue gerade einiges für meine Bildung, allerdings eher den
sprachlichen Teil, seit kurzem habe ich „Sprachunterricht“ mit
einer Lehrerin, die aber kein Englisch kann und auch kein Deutsch.
Das macht die Sache natürlich ein kleines bisschen komplizierter,
denn sie vertraut darauf, das Google Übersetzter immer die Wahrheit
sagt und legt mir damit manchmal sehr sch….schöööne Sätze vor,
die leider nicht wirklich Sinn ergeben…
Z.B
„Where it was for a new year?“, „Many call it no cultural
behavior“ oder „Darkness has clean air“
Mal
ganz ehrlich, was zum Teufel soll ich mit solchen Sätzen? Außerdem
bin ich mir fast sicher, dass sie nicht das bedeuten sollen, aber
woher soll ich das auch wissen ich hab keine Ahnung von der Sprache.
Ich glaube zwar schon, dass ich mittlerweile riesen Fortschritte beim
Verstehen gemacht habe und ich bin auch jedes Mal ein kleines
bisschen stolz auf mich, wenn ich weiß was man von mir will, aber
trotz alledem fehlen mir noch so schrecklich viele Vokabeln...leider.
Auf
jeden Fall hält mich die Lehrerin entweder für total talentiert
oder aber sie will nichts schlechtes über mich sagen, ersteres wäre
natürlich besser...für mich.
Lustig
wird es immer, wenn ich die Freunde von Steffi verstehe und diese
dann ganz aus dem Häuschen sind. Ich kann, als wir ein zweites Mal
verabredet sind, also wieder meine Sprach- und Billardkenntnisse zum
besten bringen, doch zumindest bei Zweiterem versage ich kläglich.
Das Prinzip mit diesem dämlichen Stock habe ich zwar mittlerweile
raus, aber entweder ich treffe erst mal gar nicht, oder die Kugeln
machen dann nicht das, was ich dachte, dass sie tun würden…
Es
gab wohl wirklich einen triftigen Grund, warum ich damals Physik
abgewählt habe. (Sorry Opa…) Ich bin offensichtlich sehr
untalentiert darin…
Glücklicherweise
gehen wir dann noch zusammen in ein Café, in welchem sich ein paar
der Jungs und auch eines von uns Mädchen (PS: nicht ich, ich werde
immer noch ungläubig angesehen, da ich auf gar keinen Fall eine
Deutsche sein kann, wenn ich kein Bier trinke! Ach du Schreck…)
leicht antrinken und die Gespräche damit um einiges interessanter
machen. Während einige typisch deutsche Klischees herunter rattern
und prüfen, was davon auf mich zutrifft und was nicht (Keine blauen
Haare und keine blonden Augen… oder… war es doch anders herum?)
fängt ein anderer immer wieder von Politik an. (und dabei ist es ihm
vollkommen egal ob deutsche, mazedonische oder australische) Steffi
währenddessen bekommt eine Panikattacke nach der nächsten, da sie
eine Prüfung wiederholen muss und unbedingt bestehen will. So wird
es jedenfalls nicht langweilig und manchmal sitze ich einfach nur
dazwischen und höre zu, denn das allein reicht schon für ein paar
Lachkrämpfe. Irgendwann muss ich dann aber zurück, denn anders als
der Rest muss ich morgen früh aufstehen und arbeiten. Lieb wie sie
alle sind, begleiten sie mich nach hause und gehen dann selbst auch
heim.
Freitags
streiten sich Teufelchen und Engelchen in mir immer besonders stark,
denn obwohl es der letzte Tag der Woche ist und endlich das
Wochenende bevorsteht, ist es auch der Tag mit den Kinderchen. Nicht,
dass ich diese nicht super süß finden würde, aber es ist und
bleibt nun mal anstrengend.
Der
Beruf Kindergärtnerin fällt also definitiv weg, aber ich glaube DAS
wusste nicht nur ich schon vorher. Seit kurzem sind sie auch
besonders interessiert daran etwas zu lernen, mit Vorliebe das
mazedonische Alphabet. Da ich aber selber gerade froh bin die
Buchstaben lesen zu können und zu wissen wie die Dinger
ausgesprochen werden, bin ich nicht die beste Ansprechperson dafür.
Gut, dass die Lehrerin, die mir Mazedonisch Unterricht gibt, sich
auch der Kinder annimmt und mit ihnen übt.
Da
demnächst auch Mathe auf dem Lehrplan steht und es nun einmal
bewiesenermaßen nicht das aller liebste Lieblingsfach ist, habe ich
mich daran gesetzt ein paar schöne Bilder für die Zahlenkarten zu
malen, damit sie mit Äpfeln, Erdbeeren und Cookies rechnen können
anstatt mit normalen, langweiligen Zahlen.
Ach
manchmal wünscht man sich zurück in die Grundschule, da war alles
noch so unkompliziert….
LunaRabe
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