Wie ein Wolf im Schafspelz.
Als
hätten wir April,
scheint das Wetter
bei Monatswechsel nicht ganz zu wissen, was es will. Zwischen
endlosem Regen, strahlendem Sonnenschein und eisig kaltem Frost
wechselt sich alles in atemberaubender Geschwindigkeit ab und keiner
weiß so genau, was noch folgen wird. Ein bisschen wie eine kleine
Überraschung am Anfang des Tages, die sich im Ablauf desselben
trotzdem verändern kann und sich der Tag damit entweder
verschlechtert oder verbessert. Kurz gesagt spielt das Wetter hier verrückt
und verwirrt außer sich selbst auch alle beteiligten Lebewesen. Vor
allem uns Menschen, denn neben Leuten wie mir, die unter hundert
Kleidungsschichten und 3 Meterschal die Kälte immer noch fühlen,
laufen auch welche in kurzen Kleidchen oder ganz ohne Jacke herum.
Wie die noch nicht erfroren sind ist mir auch weiterhin ein Rätsel,
aber vielleicht sind es ja einfach Aliens...Wenn wir schon bei
Außerirdischen sind, ich bin der festen Überzeugung, dass Spinnen
definitiv nicht von dieser Welt stammen können. Ich habe einen
Garten an meinem Apartment, es ist also kein Wunder, dass ich des
Öfteren ein paar von den Viechern in meiner Wohnung finde.
Allerdings wird es kritisch, wenn sich ein Riesenexemplar der Spezies
sich direkt auf meine Steckdose setzt, die ich zum Kochen (Strom für
den Herd) brauche...und ich genau das auch eigentlich eben vorhatte.
Nach komplizierten
Wahrscheinlichkeitsberechnungen dieses Wesen mit bestimmten
Gegenständen einzufangen, (der Sieger war eine Hella Flasche aus
Deutschland) wage ich mich dann in seine Nähe und schaffe es
tatsächlich beim ersten Versuch die Spinne einzufangen. Und das ganz
ohne Panikattacke! (na ja…)
Da sag mal einer ich
sei schlecht in Mathe, meine Bauchgefühlrechnung war absolut
richtig, denn mein achtbeiniger Nicht – Freund sitzt ja jetzt in
der Flasche. Ha!
Das Gekochte ist
trotz der Aufregung sehr lecker geworden, (Nudeln, Gemüse und
Hühnchen mit indischer Curry Sauce) allerdings gehe ich auch
(ironischerweise) mit Ida (einer anderen deutschen Freiwilligen) auf
eine Vegetarisch-Vegane-Veranstaltung. (man bemerke die
Alliteration…)
Wer mich kennt,
weiß, dass vegetarisch definitiv nicht das erste Wort ist, das einem
bei meiner Beschreibung einfällt. Trotzdem sind die vegetarischen
Falafel ziemlich lecker und auch die Gesellschaft ist sehr nett.
Im Grunde geht es
bei der Veranstaltung ja auch um das Stoppen von Tiermissbrauch und
die Organisation, die das Ganze organisiert ist einer der größten
Tierschützer hier. Sowohl für Nutztiere als auch für Haustiere.
Und durch diese Veranstaltung wird eben Geld gesammelt. Auch bei
Megjashi fängt jetzt zur Weihnachts-/Winterzeit (denn Weihnachten
ist erst am 06.01.) das große Spendensammeln an. Hunderte und
Tausende Weihnachtskarten und Neujahreskarten wurden gedruckt und
werden jetzt für den Versand und den Verkauf an andere Firmen
vorbereitet. Meine Aufgabe dabei ist es die Dinger zu zählen. Immer
bis 50, dann kommt ein Zettelchen dran. Pro Paket habe ich ca. 500
Karten und pro Kartenmotiv ca. 4 Pakete. Motive gibt es ca. 10, also
kann der flinke Mathematiker jetzt kurz ausrechnen wie viele Karten
ich gezählt habe. Als ich mit denen fertig bin folgen die
Briefumschläge. Selbes Prinzip. Ich würde mich nicht wundern, wenn
ich mittlerweile im Schlaf immer bis 50 zähle, da ich aber alleine
wohne, kann mir das keiner sagen...Als ich dann endlich mit Zählen
fertig bin, folgt der erste Versuch ordentlich mazedonisch zu
schreiben, denn auf einem kleinen, formell aussehenden Zettel, der
wie eine Quittung (oder so…) aussieht, muss der vollständige Name
und die Adresse von Megjashi eingetragen werden. Davon werden auch
ein paar Hundert benötigt und so habe ich bald genug Übung, es gibt
nämlich ein paar wirklich gemeine Buchstaben. Neben all dem
Geschreibe und Gezähle habe ich auch weiterhin Deutschunterricht,
der sich in Shutka auf Dienstag und Donnerstag verschoben hat.
Außerdem habe ich jetzt eine feste Gruppe an Schülern, was
hoffentlich so bleibt, da ich so langsam die Lust daran verliere
immer und immer wieder das Alphabet und die Zahlen bis 100 durch zu
kauen. Zunehmend schwieriger wird die Angelegenheit mit den maz.
Freiwilligen. Wir hatten eine Neue (Steffi) dazu bekommen, aber sie
studiert (Maschinenbau?) und sie spricht sogar Deutsch! Allerdings
änderte sich ihr Stundenplan schon nach einer Woche und plötzlich
hatte auch sie keine Zeit mehr. Es ist, als wäre diese Stelle
verflucht, denn jeder der kommt, geht auch gleich wieder innerhalb
der nächsten zwei Wochen und keiner bleibt um mir zu helfen. (Nur
gut, dass dies weder ein Krimi, noch ein Horrorfilm ist, denn dann
wären sie alle mittlerweile tot…)
Allerdings brauche
ich auch so jedes mal einen neuen Dolmetscher für den
Deutschunterricht und die Suche wird immer schwerer. Besonders
begeisternd ist das nicht und es ähnelt ein bisschen meinem
Geschichtsunterricht in der 11. Klasse. Man zittert und wartet nervös
bis es losgeht, immer in der Angst, dass etwas ganz blödes passiert.
Beim Geschichtsunterricht war es die mündliche Kurzkontrolle, hier
ist es alleine zu sein und keinen zum Übersetzten zu haben. Gott sei
Dank gibt es aber auch den Freitagabend, an dem man weiß, dass das
lang ersehnte Wochenende da ist. Am vorletzten Freitagabend war ich
mit Steffi und ein paar ihrer (absolut durchgeknallten ;) Freunde in
einem Café. Es gab die total leckere und süchtig machende heiße
Schokolade, die hier eher puddingartig als alles andere ist und man
löffelt sie sozusagen aus dem Glas. Ich meine wie cool ist das
denn?!
Ich habe nicht die
geringste Ahnung, wie sie es machen, aber sie ist definitiv eine
meiner neuen Favoriten!
„Weihnachtsmarkt
ist
ja, so lange
Glühwein
zu
trinken, bis man
Sachen
aus Filz
toll
findet.“
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