In der Weihnachtsbäckerei.
Da
der Dezember ja schon begonnen hat,
werden natürlich
auch jeden Tag fleißig die Kalendertürchen aufgemacht. Da ich
dieses Jahr aber leider alleine bin und keinen Weihnachtskalender von
Mama bekommen habe, musste ich mir einfach einen selber basteln.
Es ist zwar weder
halb so lustig,noch halb so spannend, wenn man vorher schon weiß,
was drinnen ist, aber trotzdem beginnt der Tag dann ein kleines
bisschen bisschen angenehmer.
Man weiß ja
schlussendlich eh nie, was alles noch so passieren kann. So dann auch
mein Montag Nachmittag, an dem lange Zeit nichts ungewöhnlichen dran
ist, bis mir gesagt wird, dass ich einfach mit einer Mitarbeiterin
von Megjashi mitgehen soll. Wieso oder wohin wird nicht mit einem
Wort geklärt und so trotte ich vollkommen verwirrt einfach nur
hinterher. Wir landen dann im Zentrum, in einem Hotel Konferenzraum
und jeder von uns bekommt einen Ausweis mit seinem Namen drauf und
der Freigabe an den Informationen teilhaben zu dürfen.
Ich hatte noch nie
im Leben einen solchen Ausweis, damit fühlt man sich irgendwie, als
wäre man eine dieser wichtigen, hochgestellten Leute, was ziemlich
lustig und sehr aufregend war. Das war aber mit dem Essen am Ende
schon der spannendste Teil, auch wenn ich das nur ungern so sage.
Glücklicherweise gab es tatsächlich einen Dolmetscher, welcher über
ein Mikrophon gesprochen hat und durch Kopfhörer gehört wurde.
In den drei Stunden
wurde der ständige Redefluss nur von belustigenden Bemerkungen des
Dolmetschers unterbrochen, in denen er die Aussagen anzweifelte und
Kommentare wie „ich bin mir dabei jetzt nicht ganz sicher..., aber
es könnte (das und das) heißen“ oder „jetzt hat er aber
wirklich genuschelt!“ mich kurzzeitig zum Grinsen brachten. Der
Rest war leider nicht wirklich interessant, da nur über „ wir
müssen unbedingt was ändern“ oder „wir danken (der und der
Organisation) für ihre gute Arbeit“.
Traurigerweise haben
4 Leute diese Aussagen, in allen Formen und Varianten verpackt
ungefähr 100 Mal gesagt und so wiederholte es sich schlussendlich
alles nur. Aber wie schon erwähnt, gab es danach leckeres Essen und
Trinken und sogar wieder Schokopralinen!
Trotz allem war es
sehr interessant, einmal bei einer solchen Runde dabei gewesen zu
sein und einmal selbst mitzubekommen, wie diese Gespräche ablaufen.
Am Dienstag bin ich
dann fast den gesamten Tag mit Ida unterwegs, da sie mit nach Shutka
kommt und wir auch noch zusammen auf den Basar herumstreunen. So
unverständlich ich mich immer fühle, so spannend ist es auch immer
mit den Verkäufern kommunizieren und zu verhandeln. Aber auch
alleine nur das Ansehen von den riesigen Gewürzbergen und Obst- und
Gemüsehaufen begeistert immer aufs Neue, da ich diese Anblicke aus
Deutschland so gar nicht gewöhnt bin. Am liebsten würde ich immer
meine Hände einfach hineinstecken und herum wühlen, aber ich
vermute, dass es Leute gibt, die nicht ganz so begeistert davon
wären, also muss ich es leider lassen.
Der Winter oder
zumindest die Vorweihnachtszeit hat uns nun definitiv eingeholt und
so backe ich an meinem freien Freitag das erste Mal alleine
Plätzchen.
Da ich weder einen
richtigen Tisch, noch einen Mixer habe, gestaltet sich dieser gesamte
Unterfang als ein klein wenig komplizierter als normalerweise. Aber
dann muss man eben Köpfchen haben und anfangen zu improvisieren.
Mit gut zureden und
ein bisschen Gewalt funktioniert schlussendlich doch alles ganz gut,
nur die Zeit rennt und rennt, bis ich gegen 2 Uhr morgens auf meinem
Küchenfußboden sitze, Krimis schaue und währenddessen alle
hunderttausend fertige Plätzchen verziere.
Doof nur, dass diese
Plätzchen überhaupt nicht für mich gedacht sind, denn mein
Neujahrs – Geschenk an alle Megjashi – Mitarbeiter ist eine
hübsche Tüte mit ein paar Plätzchen. Und da ich nicht die
geringste Ahnung habe, wie viele Leute bei Megjashi insgesamt
arbeiten, habe ich eben ein paar mehr gemacht...zur Sicherheit.
Meine eigenen
Plätzchen mache ich am Wochenende mit Ida und Luise zusammen, denn
wir sind schon seit mehr als einem Monat für genau dieses gemeinsame
Plätzchen backen verabredet.
Wir haben Schüsseln,
alle Teigzutaten, Ausstechformen und Deko, nur eines haben wir
nicht….. ein Nudelholz. Also muss Idas Weißweinflasche ( man
bemerke, noch voll) dafür herhalten und diese sieht schon nach ein
paar Minuten sehr klebrig und mitgenommen aus.
Wir haben aber
unseren Spaß und beim Dekorieren ziehen wir auch dieses Mal auf den
Fußboden um. Irgendwann sitzen wir halb im Kreis um uns herum nur
Backpapier voller Plätzchen, hunderte unterschiedlicher Schüsseln,
welche mit Schokolade, Zuckerguss in allen Farb- und
Geschmacksrichtungen und den verschiedensten Streuseln gefüllt sind.
Jeder hat einen Pinsel in der Hand (wir haben auch keine Backpinsel,
also müssen Idas normale Zeichenpinsel nach gründlicher Reinigung
dafür herhalten.)
und sucht sich für
seine Plätzchen die ihm gerade passende Dekoration aus, dabei läuft
Musik im Hintergrund und draußen regnet es. Beleuchtet wird alles
von Kerzenlicht (und auch ein paar Glühbirnen…) welche die
weihnachtliche Stimmung perfekt machen.
Genau als wir fertig
sind und alle Plätzchen auf Tabletts verfrachtet haben, platzt Idas
neue Mitbewohnerin und 4 ihrer Freunde herein. Sie sind alle
Freiwillige bei Loja und kommen aus Deutschland und Frankreich.
Auf einmal ist die
Wohnung lebendig, denn unsere Neuankömmlinge wollen auch noch
Plätzchen backen, nur haben sie davon um einiges weniger Ahnung als
wir. Die Zutaten werden fast ohne irgendetwas abzumessen in die
Schüssel gedonnert und beim Zerkleinern der Schokolade geht die
erste Flasche zu Bruch.
Unsere Plätzchen
loben sie in den Himmel und damit sind sie mir auch gleich
sympathisch! ;D
Der Abend wir dann
noch lustiger, als alle außer Luise und mir anfangen eine riesige
Flasche Rakija auszutrinken. Dabei kommen sie auf die brillante Idee
Karaoke zu singen und zu tanzen und so geht dann auch noch ein
Lampenschirm des linken Kronleuchters zu Bruch.
Scherben hatten wir
also genug an diesem Abend, jetzt bleibt nur noch abzuwarten, ob sie
Glück oder Unglück bringen.
Gegen kurz vor
Mitternacht machen sie sich alle auf um irgendeine Dokumentation (?)
schauen zu gehen und da wir schon seit Stunden versuchen unseren
eigenen Film zu schauen, bleiben wir in der Wohnung. Allerdings will
irgendwer oder irgendwas aber nicht, dass wir unsere Pläne
realisieren können, denn genau in dem Moment, indem die Loja Leute
gehen, stehen zwei Bekannte von Idas Organisation auf der Matte. Ohne
Vorwarnung, Ankündigung oder Memo wollen die Beiden auf einmal in
der Wohnung übernachten, der Leiter von LGBT United hat es ihnen
erlaubt. Traurigerweise ist es nicht das erste Mal, das Idas Chef es
Fremden erlaubt, einfach so in ihrer Wohnung zu übernachten.
Nach einigen
Streitigkeiten zu denen ich nur sage, dass der eine Kerl ein
absolutes A****loch ist und der andere ein sch*** Feigling gehen die
beiden dann doch wieder. Mit der Begründung, dass sie mich nicht
leiden können, was ich absolut nachvollziehen kann, vermutlich
kannten sie es nicht, dass ihnen mal jemand die Meinung sagt und
nicht vor ihnen auf die Knie fällt und alles für sie macht. Tja
arrogante Mistkerle gibt es halt in jedem Land… (nach gründlichem
Überarbeiten und Abkühlen lassen, bin ich zu dem Schluss gekommen
diesen Teil trotz allem drinnen zu lassen… trotzdem sorry für den
Wutausbruch...ich hab mich kurz gefasst.)
Vor allem nachdem
sie dann auch noch ihren Chef heran pfeifen und der einfach nur Ida
beschuldigt und sie mit Verboten und sonstigem bestraft.
Der Tag endet somit
leider nicht ganz so schön, wie er angefangen hat, aber als wir 2
Uhr morgen, nach diesem Fiasko dann doch noch unseren Film schauen,
geht es allen wieder ein kleines bisschen besser. Aufgewühlt sind
wir trotzdem auch noch am nächsten Tag und um eine Außenstehende
Perspektive dazu zu erhalten, erzählen wir Idas Mitbewohnerin (die
ja nicht dabei war) von den Ereignissen.
Leider ist auch sie
völlig ratlos und denkt wie wir ergebnislos über eine Lösung nach.
Um ein bisschen auf
andere Gedanken zu kommen, machen wir Eierkuchen und starten darauf
ein kleines Frust-essen, wir sind halt doch alle Frauen!
Hoffen wir das die
Lösung unserer Probleme einfacher ist, als es zur Zeit wirkt…
„Ein
Glühwein.
Swei
Glühwein.
Rei
Lühwein.
Hie
Hühei.
Flünei.
Swlwln...“
LunaRabe
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